Nutzerkonto

Straub/Huillet: Sagen Sie's den Steinen

13.09.2017 - 19.11.2017
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin

In annähernd 50 Jahren gemeinsamer Arbeit haben die beiden Filmemacher Danièle Huillet (1936–2006) und Jean-Marie Straub (geb. 1933) eines der einflussreichsten und zugleich kontroversesten Werke des modernen Kinos geschaffen.

 

Die Akademie der Künste widmet der Arbeitsweise Straub/Huillets eine zweimonatige Ausstellung, die diese mit aktuellen künstlerischen Positionen in Beziehung setzt. Im Rahmen der Ausstellung finden mehrtägige Rencontres und eine Retrospektive statt mit Gesprächen, Vorträgen und Filmprogramm.

 

Vernissage mit einem Einführungsvortrag von Diedrich Diederichsen | 13.9.2017 ab 19 Uhr

 

Rencontre I – Der Luxus, den man gewinnt, wenn man nichts zu verlieren hat | 15.09.2017 – 17.09.2017

Rencontre II – Bis wir beginnen, etwas zu sehen | 10.11.2017 – 11.11.2017

 

Schönberg-Woche: Sounds of Resistance mit Ute Holl | 7.10.2017 – 14.10.2017

 

Retrospektive | 15.10.2017 – 5.11.2017

 

http://huilletstraub-berlin.net

www.adk.de

 

Ute Holl

Ute Holl

ist Professorin für Medienwissenschaft an der Universität Basel. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Medienästhetik und Wahrnehmungstheorien, mediale Anthropologie und experimentelles Kino, sowie Kinosound und Elektroakustik. Sie ist Autorin mehrerer Bücher.

Ute Holl: Der Moses-Komplex

Neues Gesetz und neue Medien tauchen, seit Moses die Tafeln vom Sinai brachte, immer zugleich auf. Verbunden damit ist die Mission, ein Volk zu befreien: Exodus, Exil, Migration, Lager. Virulent daran ist die Frage nach dem Umgang mit Fremden und nach der Gewalt, die in Kulturtechniken konserviert bleiben soll, in Krisen jedoch stets wieder aufbricht.
1974 verfilmen Jean-Marie Straub und Danièle Huillet die Oper »Moses und Aron«, an der Arnold Schoenberg auf dem Weg ins Exil seit den späten zwanziger Jahren gearbeitet hat. Film und Oper entwerfen ungerichtete Räume und fordern damit ein Sehen und Hören »vor dem Gesetz« heraus. Damit haben sie politischen Widerstand ins Musik- und ins Filmdenken des 20. Jahrhunderts gesetzt. Zugleich entwerfen sie so ein Modell für Kommunikationen kommender Gesellschaften.
Der Moses-Komplex ist eine Mediengeschichte des Fremden in der Wahrnehmung. Gegen Monotheismus und Bilderverbot setzen Schoenberg und Straub/Huillet das Projekt einer Moderne, das sich aus der Vervielfachung von Differenzen konstituiert. Sie fordern dazu auf, widerständige Formen von Räumen und Zeiten aus unvorgänglichen Unterscheidungen zu generieren, so wie aus dem Geräusch des Dornbusches eine Stimme erst gehört werden muss.