Die Einsicht, dass unter hochtechnologischen Bedingungen die Struktur und der Sinn von Koexistenzialität sich radikal verwandelt haben, durchzieht das gesamte Werk von Günther Anders nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie bildet den Kern seiner anti-technischen Erregung. Wenn einst das Sein mit anderen oder das Zu-mehreren-sein, also das, was seit Heidegger Mit-Sein heißt, die erste und primordiale ontologische Relationalität gewesen sein mag, auf die alle Sinnbildungsprozesse zurückgehen – dies vergessen oder mindestens unterschätzt zu haben, wird Anders nicht aufhören, Heidegger vorzuwerfen –, so scheint jedenfalls in technokratischen Zeiten das Sein des Menschen mit Maschinen in den Vordergrund getreten und zur entscheidenden Beziehung avanciert zu sein. Diese Transformation hat jedenfalls das, was Mit-Sein heißt, nach Anders bis zur Unkenntlichkeit deformiert: »Mit-Tun«, »Mit-Laufen«, »Mit-Machen«, »Mit-Funktionieren« erscheinen nunmehr als entstellte Figuren, als defiziente Modi des Mit-Seins und als Ausdruck der neuen Situation, in der der Mensch mit Maschinen und nach deren Maßgabe existiert.
In der metatechnischen Epoche, wie man sie in Anlehnung an Max Bense bezeichnen könnte1, da die technischen Phänomene infolge der objektgeschichtlichen Evolution nicht mehr nur eine Oberflächenerscheinung darstellen, sondern in die Tiefenschichten der menschlichen Seinsverhältnisse eingedrungen und wir in die technologische Lebensform übergegangen sind, scheint sich die Koexistenzialfrage sogar zuallererst, das ist nach Anders der Skandal, auf die Seinsweise von Maschinen zu beziehen. Denn eine Maschine, so betont Anders, ist niemals allein, sie arbeitet immer schon zusammen mit anderen Maschinen, ist eingelassen in einen »Maschinenpark«2, der – und dies eben sei die Signatur des technokratischen Dispositivs – alle möglichen Seinsbeziehungen prägt, also auch die zwischen Menschen und Maschinen und von Menschen untereinander. Noch die Geschichtlichkeit des technokratischen Zeitalters, in dem die Welt eine wesentlich technische Welt geworden ist, zeigt sich in dieser Diagnostik durch eine ganz bestimmte Form des »Mit-Seins« von Mensch und Maschine dominiert, die sich nun unhintergehbar über alle Beziehungen legt. Die Technik, so heißt es bei Anders, ist »nun zum Subjekt der Geschichte geworden […], mit der wir nur noch ›mitgeschichtlich‹ sind.«3
Wie nun aber diese fundamentale Mitgeschichtlichkeit genau zu denken ist, die zu guter Letzt genau jene neue Einstellung hervorgebracht haben wird, in der wir noch gegenwärtig leben, jene Umstellung der »Normalform« und des »normalen Stils menschlichen Daseins«,4 um mit Husserl zu sprechen, jenen neuen »Normalstil« überhaupt, der seither unsere epistemologischen und ontologischen Parameter prägt: eben die kybernetische Einstellung, das ist bis heute – und...