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Nurit Bird-David: »Animismus« revisited
»Animismus« revisited
(S. 19 – 52)

Personenkonzept, Umwelt und relationale Epistemologie

Nurit Bird-David

»Animismus« revisited
Personenkonzept, Umwelt und relationale Epistemologie

Übersetzt von Wilfried Prantner

PDF, 34 Seiten

In ihrem zuerst 1999 veröffentlichter Aufsatz »›Animism‹ Revisited« versteht Nurit Bird-David den Animismus als »Spiegel der Moderne«, von dem aus sich auch die Moderne selbst befragen lässt, und rekonstruiert den Animismus als ein anderes Modell der Beziehungen zwischen Person und Umwelt. Entscheidend ist hier Relationalität, insofern als beispielsweise die Nayaka Personen nicht als substantielle Einheiten verstehen, sondern als ein System von Beziehungen, durch welche eine Person erst als solche konstituiert wird. Dieses relationale Konzept von Person fasst Bird-David als »Dividuum«. Wo die westliche Moderne individuiert, dividuieren die Nayaka. In diesem Sinne können auch Tiere, Steine und Pflanzen als Personen betrachtet werden. Bird-David verdeutlicht, dass eine nicht-koloniale Sicht auf Animismus als »relationale Epistemologie« nur möglich ist, wenn die grundlegenden konzeptuellen Vorannahmen der Moderne – was ist eine Person? was ist eine Seele? was ist ein Körper? – zur Disposition gestellt werden. Begleitet wird der Beitrag von zwei ausgewählten Kommentaren von Alf Hornborg und Eduardo Viveiros De Castro, in deren zum Teil scharfer Kritik deutlich wird, wie kontrovers die unterschiedlichen Positionen in der Debatte um die Revision des Animismus sind.

  • Moderne
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  • materialist turn
  • Ethnologie
  • Diskursgeschichte
  • Ritual

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Deutsch

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Nurit Bird-David

ist Professorin am Department of Sociology and Anthropology der Universität von Haifa/ Israel. Sie hat 1978/ 79, 1989 und 2001 Feldforschung bei den Nayaka in Südindien durchgeführt.

Weitere Texte von Nurit Bird-David bei DIAPHANES
Irene Albers (Hg.), Anselm Franke (Hg.): Animismus (alte Auflage)

Der »Animismus« ist eine Erfindung der Ethnologie des 19. Jahrhunderts, geprägt auf dem Höhepunkt des europäischen Kolonialismus. Animisten bevölkern die unbelebte Natur mit Seelen und Geistern. Das erklärt man als eine die materielle Realität verkennende »Projektion«, durch die den Dingen und der Natur Leben und Handlungsmacht zugeschrieben wird. Animismus wird so zum Gegenbild moderner Wissenschaft, zum Ausdruck eines »Naturzustands«, in dem Psyche und Natur als ungeschieden gelten. Wenn sich letzthin ein neues Interesse am Animismus herausgebildet hat, liegt das nicht daran, dass der Begriff als wissenschaftliche Kategorie rehabilitiert wurde. Vielmehr ist die kategorische Trennung von subjektiver und objektiver Welt selbst in Bewegung geraten. Der Band versammelt zentrale Texte dieser Debatte, die hier erstmals einer deutschsprachigen Leserschaft zugänglich gemacht werden.