In ihrem zuerst 1999 veröffentlichter Aufsatz »›Animism‹ Revisited« versteht Nurit Bird-David den Animismus als »Spiegel der Moderne«, von dem aus sich auch die Moderne selbst befragen lässt, und rekonstruiert den Animismus als ein anderes Modell der Beziehungen zwischen Person und Umwelt. Entscheidend ist hier Relationalität, insofern als beispielsweise die Nayaka Personen nicht als substantielle Einheiten verstehen, sondern als ein System von Beziehungen, durch welche eine Person erst als solche konstituiert wird. Dieses relationale Konzept von Person fasst Bird-David als »Dividuum«. Wo die westliche Moderne individuiert, dividuieren die Nayaka. In diesem Sinne können auch Tiere, Steine und Pflanzen als Personen betrachtet werden. Bird-David verdeutlicht, dass eine nicht-koloniale Sicht auf Animismus als »relationale Epistemologie« nur möglich ist, wenn die grundlegenden konzeptuellen Vorannahmen der Moderne – was ist eine Person? was ist eine Seele? was ist ein Körper? – zur Disposition gestellt werden. Begleitet wird der Beitrag von zwei ausgewählten Kommentaren von Alf Hornborg und Eduardo Viveiros De Castro, in deren zum Teil scharfer Kritik deutlich wird, wie kontrovers die unterschiedlichen Positionen in der Debatte um die Revision des Animismus sind.