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Alf Hornborg: Animismus, Fetischismus und Objektivismus als Strategien der Welt(v)erkenntnis
Animismus, Fetischismus und Objektivismus als Strategien der Welt(v)erkenntnis
(S. 55 – 64)

Alf Hornborg

Animismus, Fetischismus und Objektivismus als Strategien der Welt(v)erkenntnis

Übersetzt von Wilfried Prantner

PDF, 10 Seiten

In seinem zuerst 2006 veröffentlichen Essay »Animism, Fetishism and Objectivism« diskutiert Alf Hornborg Animismus vor dem Hintergrund des Latour’schen Konzepts einer symmetrischen Anthropologie, die den ethnologischen Blick auf die Moderne selbst zurückwendet. Animismus, in Abgrenzung zum Fetischismus als Animierung des Belebten verstanden, wird so konsequent als »Spiegel der Moderne« eingesetzt. Der spezifische double bind der Moderne besteht für Hornborg in der Gleichzeitigkeit einer objektivistischen Ontologie und animistischer Praktiken: Denn animieren nicht auch die Modernen ihre Autos, Computer, Lieblingsbäume und Stofftiere? Dieses Paradox versucht Hornborg als Resultat sozialer Bedingungen und gesellschaftlicher Organisation im Kapitalismus zu denken. So gelingt es ihm, die Debatte um zwei wichtige Perspektiven zu erweitern: Zum einen stellt er deutlicher als etwa Nurit Bird-David den Animismus der Moderne selbst heraus, zum anderen führt er über die Frage nach der Herkunft der objektivistischen Haltung eine historische Perspektive ein und kombiniert Bird-Davids epistemologischen mit Viveiros de Castros ontologischem Ansatz.

  • Spiritismus
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  • Theoriebildung
  • materialist turn
  • Anthropologie

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Alf Hornborg

ist Ethnologe und Professor für Humanökologie an der Lunds Universitet in Schweden. In seinen derzeitigen Forschungsprojekten untersucht er die kulturellen und politischen Dimensionen von menschlichen Umwelteinflüssen in vergangenen und gegenwärtigen Gesellschaften.

Weitere Texte von Alf Hornborg bei DIAPHANES
Irene Albers (Hg.), Anselm Franke (Hg.): Animismus (alte Auflage)

Der »Animismus« ist eine Erfindung der Ethnologie des 19. Jahrhunderts, geprägt auf dem Höhepunkt des europäischen Kolonialismus. Animisten bevölkern die unbelebte Natur mit Seelen und Geistern. Das erklärt man als eine die materielle Realität verkennende »Projektion«, durch die den Dingen und der Natur Leben und Handlungsmacht zugeschrieben wird. Animismus wird so zum Gegenbild moderner Wissenschaft, zum Ausdruck eines »Naturzustands«, in dem Psyche und Natur als ungeschieden gelten. Wenn sich letzthin ein neues Interesse am Animismus herausgebildet hat, liegt das nicht daran, dass der Begriff als wissenschaftliche Kategorie rehabilitiert wurde. Vielmehr ist die kategorische Trennung von subjektiver und objektiver Welt selbst in Bewegung geraten. Der Band versammelt zentrale Texte dieser Debatte, die hier erstmals einer deutschsprachigen Leserschaft zugänglich gemacht werden.