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Wissen

EJNÉ LANCE – JENÉ CELAN
EJNÉ LANCE – JENÉ CELAN

Sandro Zanetti

Celans Lanzen

Celans Gedichte ebenso wie seine poetologischen Reden und Stellungnahmen sind ›Lanzen‹ in einem dreifachen Sinne. Schon im frühen Prosatext »EINE LANZE« ist die ›Lanze‹ zunächst (1) ein Wortkörper: ein Text, bestehend aus Buchstaben und Wörtern, die – worauf die Pointe des Lautanagramms eigens hindeutet – in ihrer materiellen Qualität greifbar werden (zu denken ist hier auch daran, dass es im Griechischen zwischen ›Wort‹ und ›Lanze‹ – λόγος und λόγχη – eine auffallende Ähnlichkeit gerade auf der Ebene des Wortkörpers gibt). Sodann deutet die ›Lanze‹,...
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Aktuelle Texte

Dieter Mersch

Digital Disrupture

Theorien des Digitalen beziehen ihre Konjunktur aus einer zweideutigen Lage. Zum einen besitzen sie ihre Herkunft in den Visionen und Utopien der gegenkulturellen Aufklärung der 1970er Jahre, aus denen nicht nur der Personal-Computer, sondern auch die Medienwissenschaften und Medientheorien hervorgegangen sind, die den digital disrupture theoretisiert und unter Reflexion gestellt haben und nach deren Diagnose wir vor einer ebenso nachhaltigen Zäsur stehen wie die frühe Neuzeit mit der Erfindung des Buchdrucks. Alle Zeichen und Inhalte bisheriger Kulturen stehen damit auf dem Prüfstand, werden transformiert und von einer Entwicklung überholt, deren weitere Dynamik kaum absehbar ist. Die mit der Digitalisierung verbundene technologische Wende, so die allgemeine Analyse, werde alle Lebensverhältnisse dermaßen verändern und von Grund auf durchschütteln, dass mit Marshall McLuhan und dessen zusammen mit Quentin Fiore verfassten Buch, dessen Titel ironischerweise nicht lautet: The Medium is the Message, sondern The Medium is the Massage, von einer gründlichen ›Massage‹ des gegenwärtigen...

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Aktuelle Texte

Dieter Mersch

Digital disrupture

We really need an analysis of algorithmic conditions and their paradoxes and ambiguities that gives them an adequate framework and horizon. But instead we currently seem to be finding an algorithmic solution of the algorithmic, much as digital solutions are being offered for the problems of the digital public sphere, in the way that IT corporations, for example, use exclusively mathematical procedures to evaluate and delete “fake news,” inappropriate portrayals, or the violation of personal rights. This tends to result in a circularity that leaves the drawing of boundaries and raising of barriers solely to programming, instead of restoring them to our ethical conscience and understanding of what the social could mean today. The machine, by contrast, remains alien to any mechanical limitation—just as its inability to decide lies in the impossibility of self-calculation. The nucleus of digital culture should instead be sought where the cultural of culture is located:...

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    DENKT KUNST? DENKT KUNST!

    Denkt Kunst! Das bedeutet, sie zuallererst angemessen denken zu lernen – das heißt, in Begriffen und Argumenten zu fassen, was sich vorderhand nicht in Form von Begriffen, sondern in Wahrnehmungsgestalten, Figuren, Klängen, Rhythmen und Konstellationen artikuliert. Denkt Kunst? Denkt Kunst!

 

Wissen, ca. 1980
Wissen, ca. 1980

Nils Güttler (Hg.), Margarete Pratschke (Hg.), ...

Nach Feierabend 2016

Es stand nicht gut ums Wissen, ca. 1980. Genau genommen ging es schon seit der Frühen Neuzeit kontinuierlich bergab. Das mechanistische Weltbild und dessen Ideale – Quantifizierbarkeit, Messbarkeit, Wiederholbarkeit, usw. –, die seit ­Descartes, Galileo und Newton um sich zu greifen begannen, zeigten nun endgültig ihr hässliches, kaltes Gesicht. Drogenkonsum, das Emporschnellen der Suizid­raten, der Höchststand des »misery index«, das universelle Gefühl der Entfremdung waren deren logischer Endpunkt. Gefühle, Phantasie, Geist, Seele, alles Organische und Irrationale hatten in dieser Welt als großem...
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