Nutzerkonto

Christian Driesen: Schizographie
Schizographie
(S. 115 – 146)

Schizographie. Wie Antonin Artaud nicht zeichnet

Christian Driesen

Schizographie
Wie Artaud nicht zeichnet

PDF, 32 Seiten

Was Antonin Artaud theoretisch für das Theater und den Körper formulierte, vollzieht er graphisch – mittels Kritzeleien, Zeichnungen und Schrift. In den billigen Schulheften seiner Cahiers, die in der Irrenanstalt von Rodez und im Sanatorium von Ivry entstanden, soll der Graphismus seiner gestischen Kraft entsprechen und direkt, ohne Vermittlung, auf den Betrachter wirken. Artaud bringt hierzu eine Logik des Formlosen auf, die Formen und Zeichen derart defigurieren soll, dass sich die durch sie selbst getilgte Schöpfungskraft wieder preisgibt. Solch buchstäbliche Verzeichnung ist im Sinne der Entstellung zugleich Unvermögen und Inskription. Sie ist dann »schizographisch« zu nennen, wenn sie der Präsenz eine Sichtbarkeit und Wirkmacht diesseits des Symbolischen verschafft.
 

  • Materialität
  • Zeichnung
  • Praktiken der Zeichnung
  • Kritzeln
  • Ästhetik

Meine Sprache
Deutsch

Aktuell ausgewählte Inhalte
Deutsch, Englisch, Französisch

Christian Driesen

Christian Driesen

ist Philosoph und Kulturwissenschaftler. Seit 2011 ist er Stipendiat im DFG Graduiertenkolleg Schriftbildlichkeit (FU Berlin), wo er an einer Theorie der Kritzelei arbeitet. Seine Forschungsschwerpunkte sind Philosophie des Unbestimmten, Theorien der Sicherheit. Er ist Herausgeber von molpé. Zeitschrift für ambulante Metallurgie (mit André Reichert) und hat zahlreiche Texte aus dem Französischen übersetzt (u.a. Blanchot, Rosset, Michaux).

Weitere Texte von Christian Driesen bei DIAPHANES
Mira Fliescher (Hg.), Lina Maria Stahl (Hg.), ...: Sichtbarkeiten 3: Umreißen

Der Band fragt, ausgehend von konkreten Praktiken, nach den Eigenwegen der Zeichnung, die sich zwischen etablierten epistemischen und ästhetischen Praktiken und Randphänomenen der Zeichnung bahnen können. Umreißen spielt dabei zwar auf die Tradition des disegno an, es meint jedoch als Oszillation zwischen Negation und Nicht-Negation dieser Tradition des Umrisses. Ihre Graphematik wird zwar stets durch einen Strich, d.h. durch eine Singularität und Materialität, gestört; dies jedoch ohne sie vollkommen ausstreichen zu können. Diese Oszillation entfaltet ein Paradox oder eine dialektische Figur, deren Spannung in den Praktiken des Zeichnens stets eine neue singuläre Konstellation generiert. In den einzelnen Beiträgen soll dem seine eigene theoretische Geltung zugestanden werden.

Mit Beiträgen von: Amrei Buchholz, Christian Driesen, Sergej Eisenstein, James Elkins, Erna Fiorentini, Georges Didi-Huberman, Georg Witte.