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Annik Pietsch: Augensinn und Farbenspiel
Augensinn und Farbenspiel
(S. 139 – 154)

Physiologische Farben und das Kolorit der Malerei Anfang des 19. Jahrhunderts

Annik Pietsch

Augensinn und Farbenspiel
Physiologische Farben und das Kolorit der Malerei Anfang des 19. Jahrhunderts

PDF, 16 Seiten

Annik Pietsch führt in ihrem Beitrag Augensinn und Farbenspiel aus, dass es gerade das Kapitel über die »physiologischen Farben« in Goethes Farbenlehre ist, das die Brücke zwischen bildnerischer Praxis und der Physiologie derWahrnehmung schlägt. Denn hier stellt Goethe seine Farbharmonie auf wissenschaftlichen Grund – und zwar indem er sie aus den Gesetzen des Sehens herleitet. Die chromatische Logik der Nachbildeffekte kann so zum Leitfaden für eine künstlerische Handhabung von Farbe werden, die den Kontrasteffekten des Sehens in der Maltechnik Rechnung trägt. Die künstlerische Produktion versucht auf diese Weise – konkret: durch eine ausgefeilte Technik der Untermalung – die Gesetze des Blicks ins Bild zu integrieren.

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Annik Pietsch

Annik Pietsch war Biochemikerin und Kunsthistorikerin, seit März 2011 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Denkmalpflege und Bauforschung der ETH Zürich. 1992–1999 leitete sie für das Westfälische Museumsamt ein naturwissenschaftliches Labor zur Untersuchung von Kunst- und Kulturgut. 1999–2007 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, wo sie eine Dissertation geschrieben hat zum Thema »Material, Technik, Ästhetik und Wissenschaft der Farbe 1750–1850 […]«.

Vorveröffentlichungen u.a.: »Sehen und Imagination – Carl Blechens Naturgemälde, die neuen Bildmedien und die physiologische Optik um
1800«, in: R. Wegner und B. Schneider (Hg.): Die neue Wirklichkeit der Bilder […], Berlin 2009, S. 56–77; »Der ›glanzlose Seelenduft‹ der Fleischfarbe – Schlesingers Hegel-Porträt«, in: D. Bohde und M. Fend (Hg.): Weder Haut noch Fleisch – Das Inkarnat in der Kunstgeschichte, Berlin 2007, S.133–158; »›Gottes Natur empfunden und erkannt‹ – Carl Blechens ›Naturgemälde‹«, in: Jahrbuch der Berliner Museen, NF, Bd. 48 (2006), S. 89–116.

Werner Busch (Hg.), Carolin Meister (Hg.): Nachbilder

Nachbilder sind optische Phänomene, mit denen das ­Sehen sich selbst in den Blick nimmt. Seit der Empirismus im 18. Jahrhundert die Subjektivität der Wahrnehmung erschloss, traktierten Wissenschaftler, Künstler und Philosophen ihre Augen, um sie nicht als Empfänger, sondern als Erzeuger von Licht- und Farbphänomenen zu erfahren. Als im buchstäblichen Sinne verkörperte Bilder verschwanden diese ephemeren Erscheinungen mit den Wahrnehmungsorganen, die sie hervorgebracht hatten. Welche Bildkonzepte aber tauchen mit der Entdeckung der visionären Möglichkeiten des Sehens auf?

Wie Goethes Farbenlehre es für das 19. Jahrhundert prominent formuliert, bricht im Nachbild die Differenz von innerer und äußerer Sensation zusammen. Was impliziert dieser Zusammenbruch für die künstlerische wie wissenschaftliche Erfassung der Natur? Ist die Wahrheit in der Malerei noch ohne die Aufzeichnung jener flüchtigen Phänomene zu haben, die der Wahrnehmungsapparat in die Welt projiziert? Der Band versammelt Beiträge, die die physiologische Frage nach dem Sehen mit der produktionsästhetischen Frage nach dem Bild verknüpfen. Die bildgeschichtliche Relevanz der Eigenaktivität des Auges rückt nicht zuletzt anlässlich der Wiederkehr des Nachbilds in der neueren Kunst in den Fokus.

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