Ohne Ort gibt es kein Ereignis, nichts kann stattfinden. Jeder Ort gehört, so scheint es, in einen Raum. Alles Seiende findet hier oder dort seinen Platz. Wohin aber gehört der Raum, wo ist er als solches? Eine Frage, die Kinder fragen – Mittag der Philosophie.
Für die Griechen war der Raum weder abstrakt-homogene noch ideale Größe, sondern aus offenkundigen Orten gemacht. Der Raum gehört zum Ort, nicht umgekehrt. Für Aristoteles nimmt jedes Ding, das sich bewegt, seinen Ort mit sich. Er grenzt es von seiner Umwelt und anderen Dingen ab. Diese Grenze bleibt körperlos, teilt und bewegt sich, wobei sie an sich unbewegt bleibt. Der topos ist eine lautlose Mit-Teilung, von der Raum und Zeit abhängen. Es ist kein Zufall, dass diese Protophysik ins Denken des 20. Jahrhunderts zurückkehrt, nachdem Zeit und Raum als relative Größen entlarvt sind. Ontologie ist jetzt nicht mehr die Lehre einer Wirklichkeit, die kategorial vorgegeben wäre. Im Gegenteil: sie findet ihre letzte Gestalt in einer Onto-Topologie, die den Raum als geschichtliches Konstrukt, als das Konstrukt von Konstruierbarkeit überhaupt entlarvt. Das Denken entdeckt seine abgründige Atopie, jenen Un-Ort, an dem es ver-rückt wird. Das wird nicht nur ein Ereignis der Philosophie gewesen sein.