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Manfred D. Laubichler: Allgemeine Biologie als selbständige Grundwissenschaft und die allgemeinen Grundlagen des Lebens
Allgemeine Biologie als selbständige Grundwissenschaft und die allgemeinen Grundlagen des Lebens
(S. 185 – 205)

Manfred D. Laubichler

Allgemeine Biologie als selbständige Grundwissenschaft und die allgemeinen Grundlagen des Lebens

PDF, 21 Seiten

Noch im späten 19. Jahrhundert war die Biologie weitgehend ein Konzept auf der Suche nach einer Wissenschaft. Wohl war die Unterscheidung in einen allgemeinen und einen speziellen Teil des Lehrstoffs grundlegender Bestandteil der didaktischen Bemühungen in der Zoologie und der Botanik. In diesen didaktischen Anwendungen stand das Allgemeine hauptsächlich für das Verbindliche und das Prinzipielle. Die einheitlichen und fundamentalen Lebenserscheinungen sollten von der Vielfalt des Besonderen abgegrenzt werden. Damit allein war aber noch keine Allgemeine Biologie zu betreiben. Wie Manfred Laubichler in seinem Beitrag zeigt, formierte diese sich erst als wichtiger Teil einer theoretischen Grundlagendiskussion. Diese hatte eine doppelte Stoßrichtung: Sie thematisierte zum einen die Frage der Selbständigkeit der Biologie als einer der Physik gleichberechtigten Grundwissenschaft. Zum anderen befasste sie sich mit dem Problem des Reduktionismus, das im Rahmen des Streits zwischen Mechanismus und Vitalismus zu einer nachhaltigen Aufspaltung innerhalb der Biologie führte. Dabei ging es den vitalistischen Vertretern einer Unabhängigkeit der Biologie darum, ein dem Anspruch der Physik als Wissenschaft von allgemeinen Dingen ebenbürtiges System allgemeiner biologischer Prinzipien aufzustellen, die sich nicht auf einfache physikalische Prozesse zurückführen lassen. Insofern ist man zu der Feststellung berechtigt, dass die letztlich als Verlierer geltenden Vitalisten diejenigen waren, die die disziplinäre Eigenständigkeit der Biologie entscheidend voranbrachten.

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Manfred D. Laubichler

Manfred D. Laubichler

ist Professor für Theoretische Biologie und Geschichte der Lebenswissenschaften an der Arizona State University. Er studierte Zoologie, Mathematik, Philosophie an der Universität Wien, Biologie an der Yale University und Wissenschaftsgeschichte an der Princeton University.

Weitere Texte von Manfred D. Laubichler bei DIAPHANES
Michael Hagner (Hg.), Manfred D. Laubichler (Hg.): Der Hochsitz des Wissens

Der Begriff des Allgemeinen steht gemeinhin für den Gegensatz zum Besonderen, zum Einzelnen oder auch zum Teil(-weisen). Zum Allgemeinen vorzustoßen bedeutet, einen größeren Horizont abzustecken, der die Voraussetzung für weitergehende Erkenntnis bildet, aber auch gewisse Risiken mit sich bringt. In den Wissenschaften wird das Allgemeine erst im 19. Jahrhundert zu einer zentralen epistemischen Ordnungskategorie.

In dem Band geht es um die Wiedereingliederung von konzeptuellen und theoretischen Aspekten in die Wissenschaftsgeschichte nach dem »practical turn«. Das Allgemeine wird als praktisch relevanter Grundwert der Wissenschaften verstanden, mittels dessen Wissen generiert, strukturiert, verändert bzw. überhaupt erst verfügbar gemacht wird. Die Beiträge zeigen, wie das Allgemeine etwa in Biologie, Medizin, theoretischer Physik, Kultur- und Kunstgeschichte sowie der Philosophie zur Geltung gebracht wird. Wollte man diese scheinbare Vielfalt auf einen Nenner bringen, so könnte man vielleicht sagen: Zweifellos steckt der Teufel im Detail, doch zumindest das Versprechen auf höhere Erkenntnis steckt im Allgemeinen.

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